Das Schuhlexikon von Sioux - Buchstabe G

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Galoschen: Der wienerische Ausdruck kommt ursprünglich aus dem Schwedischen, wo „Galosch“ Überziehschuhe bedeutet. Heute meist aus Gummi, in früheren Zeiten aus Leder mit hohen Holzsohlen. Der Sinn von G. ist der Schutz des Schuhs vor Verschmutzung. Galoschen waren vom 14. bis zum 17. Jh. aufgrund der schmutzigen Wege und Straßen sehr beliebt. Meist waren sie mit einer mehrere Zentimeter hohen Sohle ausgestattet, um den Träger vor dem Schmutz oder der Nässe zu schützen. Siehe „Überschuhe“.

Gamasche: Über den Schuhen getragene, teils bis unter die Knie reichenden Beinbekleidung. Diese „Überstrümpfe“ bestehen aus imprägnierten Geweben oder Leder und sollen das Eindringen von Nässe vornehmlich am Schaftrand oder über die Strümpfe verhindern. Der Begriff leitet sich von der Stadt Ghadames ab, einem frühen Zentrum der Lederproduktion. Ende des 19. Jh.s fand die G. Eingang in die zivile Mode, wo sie bis in die zwanziger Jahre hinein zur eleganten Garderobe des Herrn gehörte. Zuvor wurde sie nur als ein um die Waden gewickelter schützender Überstrumpf von Arbeitern und Soldaten (Nässeschutz in Schützengräben) getragen.

Gamshuf: Angeblich eine von den Hufen von Gemsen inspirierte Konstruktionsweise der Sohlen von Haferlschuhen, die der Oberstdorfer Schuhmacher Schratt eingeführt haben soll. Diese sollen außen mit Metallbeschlägen fest und hart für guten Kantengriff und in der Mitte aufgrund der Ledersohle gummiartig weich für optimale Traktion sorgen. Ein Nachweis hierüber fehlt jedoch. Im Gegenteil: Schuhe aus dieser Zeit weisen keine Besonderheiten bei der Sohlenkonstruktion auf, wie im Oberstdorfer Schuhmuseum nachgeprüft werden kann. Siehe „Haferlschuh“ und „Goiserer“.

Gedecktes Leder: Ein durchgefärbtes Leder mit zusätzlichem deckenden Farbauftrag (Pigmentierung). Bei der Oberflächenbehandlung werden feine lösliche Farbpigmente verwendet. Die Poren sind durch den Farbauftrag geschlossen und die Atmungsaktivität auf etwa 20 % reduziert (unbehandeltes Leder = 100%, durchgefärbtes Leder 90 %). Synonym: Pigmentzurichtung. Siehe auch „Rein-Anilinleder“ und „Semi-Anilinleder“.

Gehfalten: Falten, die durch Benutzung der Schuhe im Oberleder oberhalb der Zehengrundgelenke entstehen. G. entstehen durch die mechanische Belastung des Leders in diesem Bereich während des Abrollvorgangs des Fußes. Die Passform des Schuhs (zu weite Schuhe ergeben tiefe Falten), die Art (Cordovan zeigt kaum Falten) und Qualität des Leders, wie auch die Schuhpflege bestimmen den Zustand dieser Falten. Je minderwertiger das Leder und je schlechter die Schuhpflege (und die Pflegemittel), umso rissiger und ausgeprägter sind die Gehfalten. Bei passenden Schuhen mit hochwertigem Oberleder und einer guten Schuhpflege mit einem geeigneten Lederpflegemittel sind die Gehfalten nur minimal sichtbar und keinesfalls hässlich auffällig. Lackleder sind im Bereich der Gehfalten besonders anfällig gegen Risse.

Geklebte Machart: Schuhschaft, Innensohle und Laufsohle werden miteinander verklebt. Schnelle und billige Machart. Synonym: klebegezwickte Machart, AGO-Machart. Siehe „AGO“, „Klebezwicken“.

Gekrispeltes Leder: Indem Narben auf Narben gefaltet werden und die Falte über das Leder von Hand (pantoffelt) oder mit der Maschine hin und her gerollt wird, entsteht eine leicht kräuselige Oberfläche und ein geschmeidiges Leder.

Gelenk: Kurzform für Sohlengelenk. Der Bereich des Schuhbodens vor dem Absatz bis zum Ballenauftrittspunkt (sog. Gelenkpartie). Je schmaler das Gelenk bei Herrenschuhen gearbeitet ist, umso eleganter wirkt der Schuh. Sehr hochwertige Schuhe haben gerundete, unterarbeitete Gelenke, d. h. die Kanten der Sohle im Gelenkbereich sind abgerundet, so dass sich ein insgesamt sehr harmonisches Bild (v. a. auf der Innenseite der Schuhe) ergibt, wenn die Schuhe von unten betrachtet werden. Besonders edel und zusätzlich stabilisierend ist es, wenn an dieser Stelle zusätzlich Holznägel den Schuhboden verfestigen. Siehe „Schuhpartie“.

Gelenkfeder: Etwa 10 cm langes, bis zu 3 cm breites, wenige Millimeter starkes Bauteil aus Stahl oder Holz. Die stählernen G. sind schmaler als ihre hölzernen Pendants und haben eine das Bauteil gegen Verformung schützende Sicke eingearbeitet. Die G. aus Holz sind bis zu drei Zentimeter breit, aus Buchenholz oder Birke und an den Rändern abgeflacht. Früher wurde vornehmlich Esche genommen, da dieses Holz elastischer ist. Eigentlich sind Gelenkfedern aus Holz eher Gelenkstücke, da sie den Freiraum zwischen den Zwickeinschlägen ausfüllen. Holzfedern brechen unter Umständen, Stahlfedern können rosten und übertragen bei kalten Temperaturen die Kälte in den Schuhboden. Dennoch sind Stahlfedern langlebiger und können besser geformt werden, was insbesondere bei geschwungenen Schuhböden oder höheren Absätzen sinnvoll ist. Der berühmte Schuhmacher Ferragamo hat die Stahlgelenkfeder zu Beginn des 20. Jh.s erfunden, um Damenschuhe mit filigraneren und höheren Absätzen herstellen zu können. Da die G. aus Stahl den Raum zwischen den Zwickeinschlägen nicht ausfüllt und die Gefahr besteht, dass sie sich durch die Laufsohle durchdrückt, wird sie zusätzlich von einem passenden Lederstück zur Laufsohle hin abgedeckt. Siehe „Gelenkstück“.

Gelenkpartie: Gemäß einer relativ groben Einteilung in unterschiedliche Schuh- bzw. Leistenpartien, erstreckt sich die Gelenkpartie von der Absatzfront bis zum Ballen. Beim Leisten wird die Gelenkpartie auch Leistengelenk genannt. Siehe „Schuhpartie“.

Gelenkpolster: Auf der Brandsohle, in der Innengelenkpartie aufgeklebtes Polster unterhalb des Längsgewölbes. Preisunabhängig bei den meisten Schuhen anzutreffen.

Gelenksprengung: Lichte Höhe des Sohlengelenks vom Boden. Siehe „Absatzsprengung“.

Gelenkstück: Tragendes Versteifungsteil des Schuhs zwischen den beiden Stützpunkten Absatz und Laufsohle unter dem Fußballen bestehend aus Gelenkfeder und Abdeckung derselben. Es dient dem Erhalt der Schuhform, verleiht Stabilität und gibt so dem gesamten Schuh die Möglichkeit, stützend und führend auf den Fuß beim Gehen zu wirken. Wenn breite und ausreichend starke Gelenkfedern aus Holz verwendet werden, fehlt diese Abdeckung und man kann die Holzgelenkfeder auch als G. bezeichnen. Das G. ist zwischen Brand- und Laufsohle eingefügt und reicht ungefähr von der Mitte des Absatzes bis zum Beginn des Vorderfußes. Es füllt dabei den Raum zwischen den Zwickeinschlägen vollständig aus. Bei Massenschuhen besteht das G. aus Kunststoff (Fiberglas, Polyesterharz) oder starker, imprägnierter Pappe (als Kombinationsgelenkstücke falls eine stählerne Gelenkfeder zusätzlich aufgeklebt ist). Siehe „Gelenkfeder“.

Gemband: Das G. verläuft als abstehende Kante auf der Unterseite der Brandsohle. Am G. wird beim rahmengenähten Schuh der Schaft und der Rahmen mit der Einstechnaht angenäht. Das G. geht entweder rings um die Brandsohle oder nur von Absatzkante zu Absatzkante um den Vorder- und Mittelfuß herum. Das G. ist ein, mit einem festen Leinenstoff überzogener, ca. 2 x 4 mm starker Kunststoffbalken. An der Brandsohle wird er durch den angeklebten (selten zusätzlich angenähten) Baumwollstoff gehalten. Handeingestochene Schuhe haben kein Gemband. An seiner Stelle wird eine vorstehende Kante direkt aus dem Material der (wesentlich stärkeren) Brandsohle gearbeitet (sog. Einstechdamm). Synonym: Lippenband.

Gemmen: Ankleben des Gembands unter der Brandsohle.

Gemstoff: Dichtes Leinengewebe, welches zur Verstärkung des Doppelrisses einer gerissten Brandsohle über den Doppelriss geklebt wird. Es handelt sich bei dem G. um das gleiche Material, welches auch beim Gemband zur Befestigung an der Brandsohle verwendet wird. Siehe „Gemband“.

Genagelte Machart: Traditionelle, inzwischen überholte Machart für sehr solide Marschstiefel, Wander- und Arbeitsschuhe, die vom Prinzip her (metallgenagelt) schon den Römern bekannt war. Hierbei wird Laufsohle, Ausballung (Lederstück), Schaft (Zwickeinschlag) und Brandsohle mit Holznägeln mit einer Holznagelmaschine verbunden. Eine sehr selten gewordene Machart, die der rahmengenähten und zwiegenähten Machart nachsteht und durch preiswertere Macharten (Direktbesohlung, Vulkanisation) und moderne Materialien mehr als ersetzt wurde. Holzgenagelte Schuhe haben eine relativ geringe Flexibilität und im Laufe der Zeit drohen die Holznägel entweder raus zu fallen oder sich durch die Brandsohlenabdeckung zur Fußsohle hin bemerkbar zu machen. Leichte und billige Sommerschuhe wurden früher auch mit auf der Brandsohle vernieteten Metallstiften gefertigt, die mit einer Deckbrandsohle verdeckt wurden. Bei holzgenagelten Schuhen (eine um 1600 entwickelte Technik) ist dies nicht nötig. Da werden die Holzstifte innen im Schuh auf der Brandsohle abgeschliffen. Auch benötigte man für die Holznagelung keine blechbeschlagenen Leisten. Holzgenagelte Schuhe waren normalerweise schwere Stiefel und keine Halbschuhe. Siehe „Holzgenagelt“.

Gentleman‘s Corner: Abgeschrägte innere vordere Absatzecke, um ein Hängenbleiben des Hosenbeinsaums am Absatz zu verhindern.

George-Boot: Klassisches Herrenstiefelmodell. 1952 auf Anregung des englischen Königs George VI. entstanden. Ähnlich dem Chukka-Boot, jedoch immer mit Ledersohle, sechs Schnürösen (drei Paar) und etwas höherem Schaft. Die Naht des Derbybogens ist weiter nach hinten versetzt, was dem Schaft ein nahtloses Aussehen unter dem aufliegenden Hosenbein verleiht. Schuhmodell vieler englischer Uniformen. Das Original (Royal George) stammt vom englischen Hersteller Sanders & Sanders.

Geradsenkelung: Schnürtechniken, bei denen der Senkel von außen sichtbar parallel zueinander zwischen den Ösen verläuft. Bevorzugt bei elegant wirkenden Schuhen mit geschlossener Schnürung (Oxfords) anzuwenden. Siehe „Kreuzschnürung“, „Schnürtechnik“.

Gerbung: Die Umwandlung der verderblichen Haut unter Verwendung von Gerbstoffen in die beständige Form des Leders. Beim Gerben werden die Eiweißfasern der Haut durch die Einwirkung der Gerbstoffe in Lederfasern umgewandelt. Der Begriff des Gerbens kann bis heute vom chemischen Standpunkt aus nicht einheitlich definiert werden und es bestehen noch immer ungeklärte Fragen im Zusammenhang mit dem Gerbprozess. Es gibt vier wichtige Gerbverfahren mit denen die verschiedensten Tierhäute für unterschiedliche Gebrauchszwecke gegerbt werden können. Neben der vorgegebenen Qualität der Tierhaut werden durch die Auswahl des Gerbverfahrens die späteren Eigenschaften und die Güte des Leders festgelegt. Es gibt pflanzliche- (mit Rinden, Früchten und Blättern), synthetische- (mit chemischen Stoffen aus Rohöl), mineralische (ursprünglich mit Alaun)- und Fettgerbmittel (Fischöle und Trane). Diese Gerbmittel können auch kombiniert eingesetzt werden. Pflanzlich gegerbte Leder werden vornehmlich eingesetzt für Sohlleder, Brandsohlen und Sattlerleder. Schuhoberleder, Bekleidungsleder und Möbelleder werden meist mineralisch, üblicherweise chromgegerbt. Vermehrt werden die Leder auch kombinationsgegerbt, d. h. vorgegerbt mit der einen Gerbart und anschließend mit der anderen Methode weitergegerbt. Dadurch erreicht man die Kombination der jeweils positiven Eigenschaften der verschiedenen Gerbmethoden. Aus diesem Grund sind die meisten Schuhleder heutzutage kombinationsgegerbt. Wildleder, Autoleder und Fensterleder werden fettgegerbt (sämisch).

Gerbgrube: Eine mit Holz oder Zement ausgekleidete Grube für die pflanzliche Gerbung. Die Lederhäute werden abwechselnd mit pflanzlichen Extrakten in der Grube geschichtet, mit Gerbbrühe überschüttet und eine Zeitlang darin belassen.

Gerbstoffe: Substanzen, die aufgrund ihrer fäulnishemmenden Wirkung zur Umwandlung von tierischen Häuten zu Leder für den Prozess des Gerbens eingesetzt werden. Es wird in synthetische, anorganische mineralische (Chrom(III)- und Zirkoniumsalze, polymere Phosphate), tierische (Fette und Trane) und pflanzliche (Tannine, Catechine) G. unterschieden.

Gerisste Brandsohle: Die vom Fuß abgewandte Seite der Brandsohle wird bis maximal zur halben Stärke parallel zum Rand schräg eingeschnitten (gerisst). Es folgt ein zweiter Riss in dichtem Abstand zum ersten. Beide Einschnitte werden aufgebogen und gegeneinander gestellt, so dass eine abstehende Kante, bestehend aus zwei Teilen, entsteht. Diese Kante wird anstelle eines Gembands oder eines Einstechdamms als Einstechlippe zum Annähen des Schafts mit dem Rahmen mit der Einstechnaht genutzt. Manchmal wird der aufgestellte Doppelriss von einem Gemstoff überzogen, bevor er eingestochen wird. Richtig ausgeführt, erhöht sich dadurch die Festigkeit. Heute werden nur von sehr wenigen Schuhfabrikanten gerisste Brandsohlen verwendet. Gerisste Brandsohlen sind immer wesentlich stärker (ca. 4 mm) als die üblichen mit Gemband ausgerüsteten Brandsohlen (ca. 1,5 bis 2 mm). Siehe „Einstechdamm“, „Gemband“, „Gemstoff“, „Clark-Verfahren“, „Prime-Verfahren“.

Geschliffenes Narbenleder: Leder mit maschinell oder von Hand abgeschliffenem obersten Teil der Narbenschicht. Siehe „korrigierter Narben.

Geschliffenes Leder: Leder mit abgeschliffener oberster Narbenschicht, ohne die Narbenschicht völlig zu entfernen, wodurch das Leder an Haltbarkeit und Wert verlieren würde. Die so entstehende Oberfläche ist pfirsichartig samtig. Synonym: Nubuk. Siehe „Nubuk“.

Geschlossene Schnürung: Die zusammenzuschnürenden seitlichen Schaftteile (Quartiere) werden vom aufliegenden Vorderteil des Schaftes (Blatt) in der Verschlussöffnung begrenzt. Schuhe mit einer solchen Schnürung lassen sich deshalb im Einschlupfbereich nicht so weit öffnen, wie Schuhe mit einer offenen Schnürung (Derby oder Blucher) auch ermöglicht der Schaftschnitt mit der geschlossenen Schnürung (Blattschnitt) keine so großen Verstellmöglichkeiten (Volumenänderung) wie bei einer offenen Schnürung. Folglich ist bei einem Schuh mit geschlossener Schnürung mehr auf die Passform zu achten. Synonym: Blattschnitt. Siehe „offene Schnürung“, „Oxford“, „Blattschnitt“, „Derby“, „Blucher“.

Gewendete Machart: Seit dem 3. Jh. n. Chr. bekannte Schuhmachart ohne Brandsohle, die von Hand (handgewendeter Schuh) oder maschinell durchgeführt werden kann. In früheren Zeiten wurden feinste Luxus- und Abendschuhe für Damen nur von Spezialschuhfabriken oder Maßschuhmachern so gefertigt. Diese Schuhe zeichneten sich durch eine äußerst hohe Flexibilität und leichtes Gewicht aus. Synonym: Chausson-Machart, wendegenähtes Verfahren. Siehe „wendegenähte Machart“.

Gewendetes Leder: Ein mit der geschliffenen Fleischseite nach außen verarbeitetes Leder. Synonym: Veloursleder. Siehe „Huntingleder“, „Veloursleder“.

Ghilly-Schnürung: Schnürung, bei der die Schnürsenkel durch Schlaufen oder Ringe, die auf dem Schaft befestigt sind, gezogen werden. Oft bei Sportschuhen zu sehen. Die Ghillie-Schnürung (auch diese Schreibweise ist, wie auch „Gillie“, gebräuchlich) stammt vermutlich von den Schuhen der schottischen Wildhüter (das schottisch-gälische Wort „gille“ bedeutet Wildhüter, Junge oder Diener) und ist Bestandteil schottischer Trachtenschuhen. Eine solche Schnürung rückt die Befestigungsschlaufen und den Schnürsenkel optisch in den Vordergrund. Synonym: Schlaufenverschluss.

Gibson: In England verbreitete Bezeichnung für den Derby. Siehe „Derby“.

Glanzbürste: 10 - 20 cm lange, mit weichen Pferde(schwanz)haaren versehene Bürste zum Glanzbürsten und Polieren von eingewachsten Schuhen. Empfohlen wird eine Bürste pro Farbe. Glanzbürsten sollten nicht zu schwer und nicht zu klein sein. Das beste Verhältnis der handelsüblichen Bürsten liegt bei 17 cm Länge. Konvex geformte Bürstenflächen entsprechen der Polierbewegung und doppelkonvex geformte Bürstenkörper mit zusätzlicher Griffmulde liegen optimal in der Hand. Um ein Anstoßen des Bürstenkörpers an das Leder zu vermeiden gibt es Bürsten mit einem hochstehenden Ende. Für Hochglanz eigenen sich Polierbürsten aus noch feinerem Ziegen- oder Yakhaar. Siehe „Polierbürste“.

Glanzstoßen: Die Lederoberfläche wird unter Druck mit einer Rolle aus Glas und Achat maschinell solange bearbeitet, bis eine glänzende und leuchtende Oberfläche entsteht.

Glattleder: Alle Lederarten, deren Narbenseite (obere Seite) ungeschliffen nach außen verarbeitet ist. Es kann glatt, strukturiert, genarbt, geprägt oder geschrumpft sein.

Goiserer: Im österreichischen Alpenraum gebräuchlicher Bergschuh und allgemeine Bezeichnung für Bergstiefel. Ursprünglich der Allzweckschuh der Landbevölkerung im Salzkammergut (Bad Goisern). Es handelt sich um einen dreiviertelhohen Schnürschuh aus gewendetem Juchten-Oberleder. Meist rahmenlos original zwiegenäht. Benannt nach dem Ort Bad Goisern, in dem gegen Ende des 19. Jh.s mehrere Spezialbetriebe grob- und zwiegenähte Schuhe herstellten, die dann als „Goiserer Schuhe“ bekannt und geschätzt wurden. Die ursprüngliche Bezeichnung G. sagt weniger etwas über den Schuhtyp, vielmehr war es ein Prädikat „Hergestellt in Goisern“. Dieser Schuhtyp erlangte schnell Bekanntheit, weil Kaiser Franz Josef als passionierter Jäger oft die Wälder und Berge des Salzkammergutes durchstreifte und sich das geeignete Schuhwerk hierzu in Goisern anmessen ließ. Adelige Jagdgesellschaften, selbst der Hofstaat aus Wien, folgten seinem Beispiel und trugen ihre G. in die ganze Welt. Bei dem in Deutschland unter dem Begriff G. bekannten Schuh handelt es sich um einen Haferlschuh mit einem extremen Schiffchen, sehr tief ausgeschnittenen Seitenteilen und einer meist mittigen Schnürung. Siehe „Haferlschuh“.

Golfschuh: Halbschuh meist auf Basis eines Fullbrogue-Derbys mit der charakteristischen Verdecklasche und 9 - 11 Spikes für festen Halt im Rasen. Gute Golfschuhe sind aus wasserdichtem Leder, rahmengenäht oder maßgefertigt.

Goodyear-Verfahren: Maschinell rahmengenähte Machart von Schuhen. Der Amerikaner Charles Goodyear Jr. (Sohn des u. a. durch die Entdeckung der Vulkanisierung berühmt gewordenen Charles Goodyear) hat im Jahre 1869 die Einstechmaschine und ein Jahr später die Doppelmaschine auf den Markt gebracht. Die Rahmen- und die Doppelnaht konnten mit diesen Maschinen nun in Sekundenschnelle ausgeführt werden, was zuvor etwa eine dreiviertel Stunde manuelles Arbeiten bedeutete (handgenähte oder eingestochene Schuhe). Kennzeichen dieser Originalmachart ist ein Rahmen aus Leder, der zusammen mit dem Zwickeinschlag an die Einstechlippe der Brandsohle mittels der maschinell ausgeführten Einstechnaht befestigt wird. Anschließend wird die Laufsohle am Rahmen mit einer Doppelnaht ebenfalls maschinell angenäht. Synonym: Goodyear-Welt-Verfahren. Siehe auch „rahmengenäht“, „Bodenbefestigungsverfahren“, „Originalmachart“.

Goodyear welt: Verbreitete Bezeichnung für die rahmengenähte Originalmachart mit Goodyear-Maschinen.Im Gegensatz dazu spricht man von McKay welt, wenn eine durchgenähte Machart mit zusätzlich aufgedoppelter Laufsohle gemeint ist. Siehe „Bodenbefestigungsverfahren“, „Originalmachart“, „rahmengenäht“.

Gore-Tex: Mikroporöse Membran, die 1969 von Bob Gore erfunden wurde. Er stellte fest, dass durch schnelles Dehnen von PTFE (Polytetrafluorethylen = Teflon) eine Membran entsteht, die mikroskopisch kleine Löcher hat. Da diese etwa 20.000 mal kleiner als ein Wassertropfen sind, ist die Membran wasserdicht. Für Schweiß in Form von Wasserdampf sind die Poren ausreichend groß (ein Wasserdampfmolekül ist 700 mal kleiner als eine Pore), so dass dieser durch sie hindurch treten kann. Daher ermöglicht diese Membran eine von physikalischen Randbedingungen (Temperaturgefälle, Sättigungsdruck) abhängige Atmungsaktivität bei gleichzeitiger Wasserdichtigkeit (Die Wasserdichtigkeit von Gore-Tex beträgt im günstigsten Fall bis zu 80 m Wassersäule.) Die Membran selbst ist wasser- und ölabweisend. Da die G.-Membran mit nur 0,02 mm sehr dünn und verletzlich ist, wird sie mit einem textilen Trägermaterial als Laminat verarbeitet (Gesamtdicke dann etwa 2 mm). Nähte werden mit speziellen Dichtbändern abgedichtet. Produkte, die mit G.-Membranen verarbeitet werden, müssen den Testkriterien von der Firma Gore  genügen, sonst dürfen Sie nicht mit dieser Membranausstattung werben. Deshalb führt Gore mit seinen Partnerfirmen ein Qualitätsmanagementsystem durch. Nur zertifizierte Partner werden beliefert, die verwendeten Materialien werden im eigenen Labor geprüft und freigegeben. Regelmäßige Schulungen halten das Personal technisch auf dem neuesten Stand. Mit Testgeräten von Gore wird in allen Fertigungsstätten die Serienfertigung andauernd überprüft.

Bei Jacken und Hosen hat sich G. im Sport und Outdoorbereich bestens bewährt. Für Schuhe ist der Sinn des zwischen Futter und Außenschaft liegenden Laminats sehr umstritten. Das kommt einerseits durch die starke Beanspruchung, der die Membran im Schuh unterliegt und die dadurch bestehende Gefahr einer Leckage. Andererseits sind Schuhe mit Obermaterial aus Leder mittels normaler Schuhpflege so weit gegen Wasser abzudichten, dass unter normalen Umständen keine Gefahr besteht, nasse Füße zu bekommen. Ferner wird die Membran bei Nähreparaturen sehr leicht beschädigt, was durch den dann bei Wasserkontakt eintretenden Kapillareffekt schnell für nasse Füße sorgt. Für den Käufer von sonst preiswerteren Schuhen ergibt sich allerdings durch den Kauf von G.-Schuhen die Gewissheit, dass der Schaft immerhin Mindestanforderungen hinsichtlich der Wasserdampfdurchlässigkeit genügt. Allerdings bezahlt er dafür auch einen deutlichen Mehrpreis im Vergleich zu den membranlosen Schuhen. Um die Atmungsaktivität von G.-Schuhe zu erhalten, ist eine richtige und regelmäßige Schuhpflege unabdinglich.

Go-well-Verfahren: Bodenmachart, bei der ein Rahmen aus Leder zur Hälfte längs mit einem Gewebe überzogen wird. Die Gewebeseite des Rahmens wird an den Zwickeinschlag geklebt und der nach außen sichtbare Lederteil des Rahmens dient zum Aufdoppeln der Laufsohle. Optisch sieht ein solcher geklebter Schuh wie ein rahmengenähter Schuh aus. Im Gegensatz zu diesem ist er wesentlich preisgünstiger und durch die dünne, steglose Brandsohle und das Gewebe des Rahmens mit einem flexibleren Boden versehen (daher die Bezeichnung „go well“, dt.: gehe gut).

Gradieren: Vergrößern und Verkleinern der einzelnen Schuhteile für die entsprechenden Schuhgrößen und –weiten. Meistens wird in halben Größen gradiert. Aus Kostengründen werden nicht alle Teile gleichermaßen gradiert. So bleiben beispielsweise Schnallen über mehrere Gradierungen hinweg gleich groß.

Grain Layer: Englisch für Narbenschicht, also die oberste Schicht eines Glattleders.

Graubruch: Kann in Knickfalten (insbesondere in Gehfalten) auftreten, wenn minderwertige oder zu viel farblose Schuhcreme auf dunklem Leder verwendet wird bzw. nicht ausreichend Glanzgebürstet wird. Der farblose Wachsfilm bricht bei Biegung auf der Lederoberfläche und wird durch Lufteinschluss als grauer oder weißer Schleier auf dunklem Oberleder erkennbar. Bei richtig gepflegten hochwertigen Schuhen kommt Graubruch nicht vor.

Griff: Widerstand eines Leders beim Verbiegen. Eines der Merkmale der Lederqualität.

Grobgenäht: Handnäh-Arbeitstechniken, die sich durch zwie- oder drie-, zwieflex oder flexibelgenähte Arbeiten kennzeichnen und bei denen kein zusätzlicher Rahmen verwendet wird. Das grundsätzlich nach außen umgeschlagene Oberleder ist dabei so stark, dass es als Rahmenersatz dienen kann. Der Stich ist immer gut sichtbar, der Faden relativ dick. Grobgenähte hatten meist futterlose Schäfte und wurden früher vornehmlich von der ärmeren Bevölkerung getragen. Diese Arbeitstechnik ist bedingt durch die benötigte Handarbeit so gut wie ausgestorben. Heute wird entsprechendes Schuhwerk meist mit dünneren Materialien und mit der Maschine genäht.

Grobkopieren: Die Maße der Leistenschablone werden zunächst grob auf einen Holzklotz übertragen, um anschließend den Rohleisten zu formen.

Grubengerbung: Oberbegriff traditioneller pflanzlicher Gerbmethoden. Durch Einhängen der Blößen in Gruben mit ansteigender Konzentration der Gerbbrühen entsteht in einer ruhenden (d. h. nicht bewegten) Gerbung über Wochen oder Monate ein kräftiges Leder. Siehe „Altgrubengerbung“.

Grundschablone: Grundlage für den Schnitt der Schaftbestandteile. Der Modelldesigner überträgt den Entwurf vom Leisten auf das Papier.

Gummiabsatzfleck: Etwa 6 mm starker, harter, rutschhemmender Gummifleck, der als letzte Schicht auf den Laufabsatz genagelt wird und für eine bessere Dämpfung, eine bessere Haftung und für längere Haltbarkeit sorgt.

Gürtelrand: Gummischutzrand, der um den unteren Teil des Schafts bei Wanderschuhen verläuft und mit der Sohle verbunden ist. Synonym: Wetterschutzrand, Gummigürtel. Siehe „Wetterschutzrand“.

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