KANN ZU VIEL SNEAKERTRAGEN DEN FÜSSEN SCHADEN?
Viele Menschen sind davon überzeugt, dass Sneaker besonders fußgerechte und gesunde Schuhe sind. Dies ist nicht uneingeschränkt der Fall. Oft herrscht bei Konsumenten das Bild vor, ein Schuh sei ein technisches Bauteil, wie der Stoßdämpfer bei einem Auto, und je mehr Dämpfung und je komplexere Sohlensysteme, desto besser für den menschlichen Gehapparat. So sollen Käufer von immer aufwändigeren und voluminöseren Dämpfungssystemen überzeugt werden. Verständlich, hängt dahinter eine große Industrie, die in immer kürzeren Abschnitten vorgebliche Innovationen verkaufen will. Ihr Gehapparat und Ihr gesamter Körper kann jedoch nicht nur Stoßkräfte vertragen, er braucht sie sogar lebensnotwendigerweise! Denn die Stoßkräfte erhalten die Gelenkgesundheit und fördern das Zusammenspiel von Muskeln und Sehnen. Durch Ruhigstellung und übermäßige Entlastung konterkariert ein besonders weich gefederter Sneaker sogar das natürliche Dämpfungssystem. Folgen sind Muskelabbau im Fuß und schwache Sehnen. Das kann im schlimmsten Fall sogar zu Osteoporose (Knochenschwund) führen. Eine derartige Inaktivitätsosteoporose findet man ansonsten nur bei Senioren, bei Astronauten, bei chronisch Kranken und bettlägerigen Personen. Ein zu weich gefederter Sneaker, zumal noch im Dauereinsatz, führt wie eine Art Dauergips nach einer Armfraktur zu Degenerationserscheinungen. Würden Sie in einem Matratzengeschäft dem Verkäufer glauben, der Ihnen weismacht, dass je weicher die Matratze ist, diese umso gesünder für den Rücken ist? Eben. Und so verhält es sich natürlich auch beim Schuhkauf.
Gibt es ein Zuviel an Dämpfung?
Ein zweites, sehr spezifischeres Problem entsteht, wenn die übermäßige Dämpfung dazu noch im Vorfuß verbaut wird: Der Vorfuß ist bei der Ablaufbewegung der am meisten belastete Bereich. Ist dieser am weichsten gepolstert, so sinkt der Fuß in der Mitte besonders tief ein und der Vorfußbereich hängt durch - wie eine Hängematte.
Dies führt zu Überdehnungen im Vorfußbereich und zu Irritationen und Reizungen der Nerven im Bereich des Mittelfußköpfchens. Hiervon sind besonders Menschen mit einem hohen Körpergewicht (großgewachsene Personen oder Personen mit Übergewicht) betroffen.
Überdies beobachten wir bei unseren Kunden eine Ausweitung der Spreiz- und Plattfüße, insbesondere bei der jungen Generation, die überwiegend Sneaker tragen. Sneaker sind häufig besonders weit geschnitten. Dies hat damit zu tun, dass sie eigentlich sportliche Funktionsschuhe sind. Sie sollen beim Laufen oder bei anderen sportlichen Aktivitäten das Gewicht abfedern. Bei Bewegungswechseln, Sprüngen oder Läufen bergabwärts müssen die Füße Spitzenbelastungen bis zum drei- bis fünffachen des eigenen Körpergewichts abfangen. Für ein paar Millisekunden senkt sich im natürlichen Bewegungsablauf das Quergewölbe im Fuß ab (um den Stoß abzufedern); der Fuß wird kurz wesentlich weiter und stellt sich dann zurück in seine Ausgangslage. Sneaker (Sport- und Laufschuhe) sind daher grundsätzlich funktionsbedingt weiter geschnitten als normale Straßenschuhe, die für derartige Belastungsbereiche nicht ausgelegt sind. Trägt man allerdings diese eigentlich zu weit geschnittene Sneaker tagtäglich im Dauereinsatz, findet der Fuß keinen Halt, sondern nimmt über die Zeit den Platz ein, der ihm geboten wird. Somit kann das Dauertragen von Sneakern zu Fußfehlhaltungen (Spreiz- bzw. Plattfüße) bzw. zu breiteren Füßen führen. Diese Ausweitung lässt sich nur schwerlich zurückentwickeln. Daher sollten Sneaker auch nur in Maßen getragen werden, denn im Allgemeinen benötigt der gesunde Fuß gar keine übertriebene Dämpfung. Ganz im Gegenteil: zu viel Sneakertragen kann schädlich sein.